Wir wollen den Traum leben.
Wir ziehen aufs Land.
Wir brauchen nur die Erde und uns selbst.
„Lord’s Family“ war eine spirituelle Land- und Musikkommune, die 1970 in Nürnberg entstanden ist und von 1971 bis 1974 in Beilngries im Altmühltal lebte. Das mystische und ökologische Selbstverständnis der Gruppe, die als eine der ersten Gruppen deutschsprachige Texte mit eigenwilliger Musik verband, machte sie zu einem Vorläufer der ökologischen, grünen Bewegung. Die Family war inspiriert durch ihre psychedelischen Erfahrungen, die Begegnung mit östlicher Spiritualität und christlicher Mystik.
Wer wir waren:
Wir waren 17 Männer und Frauen zwischen 18 und 28 Jahren. Ehemalige Schüler, Lehrlinge, Studenten, Soldaten: Eberhard, Rudi, Monika, Franz, Albert, Irene, Georg, Iwan, Michael, Sepp, Ruth, Alfons, Gitti, Martin, Peter, Gottfried, Barbara...dazu drei Schäferhunde, ein Pudel und ein Hase, ein Spaniel und fünf Katzen. Dazu kamen im Laufe der Zeit noch vier Kinder und im Stall Hühner, Enten, Schafe, Ziegen, ein Schwein...
Was wir machten:
Wir lebten. Wir lebten zusammen. Wir wohnten zusammen in einem schönen Haus, inmitten von Bäumen, auf halber Berghöhe, ein altes Jagdschlösschen aus dem vorigen Jahrhundert. Es hatte dicke Mauern und 14 Zimmer, das Schlössel, in Beilngries im Altmühltal, in Bayern.
Wir versuchten möglichst viel gemeinsam zu tun. So standen wir gemeinsam auf, aßen miteinander, sprachen miteinander, erlebten miteinander, taten miteinander, was uns und anderen Freude machte.
Wir machten miteinander Musik, zu Hause und in Konzerten überall in Deutschland, wohin man uns einlud. Auf der Bühne spielten wir meist mit 7 bis 10 Leuten, zwei kümmerten sich um den Sound am Mischpult.
Unsere Musik, instrumental oder mit deutschen Texten gesprochen oder gesungen, bezeichneten wir als "Innere Musik". Sie kann viele Formen haben: Lieder und Songs, wie auch ausführliche Kompositionen und spontane Improvisationen. Rockige Klänge konnte man in unserer Musik ebenso hören wie bayrische, jazzige oder raga-ähnliche.
Bei unseren Konzerten zeigten wir manchmal einen Film, den wir in Super-8 selbst gedreht und vertont hatten. Große Teile davon sind im YouTube-Film "Lord's Family - eine vergessene Musikkommune im Altmühltal" verarbeitet.
In unregelmäßigen Abständen gaben wir unsere Zeitung heraus, an der alle mitarbeiteten: "Family-Press" - die andere Zeitung.
Welche Instrumente wir spielten:
Gitarren (akustische, elektrische, zwölf- und sechsseitige, Mandolinen, Bassgitarren + Schlagzeug + viele Percussion Instrumente (Bongos, indische Trommeln, Rasseln, Glocken, Hölzchen...) + Orgel + Klavier + Geigen + Cello + Akkordeon + Mundharmonika + Saxophon + Kornett + Sitar + Flöten + Querflöten + ...
Was wir wollten:
Leben. Lieben. Spielen.
Woran wir glaubten:
An die Liebe.
Warum ausgerechnet „Lord’s Family“?:
Wir haben diesen Namen gewählt aus der Quintessenz unserer damaligen Erfahrungen heraus, aus der Grundstimmung all unserer Gefühle, Träume und Wünsche, nämlich aus der Sehnsucht und Hoffnung, Kinder Gottes zu sein. Wir befassten uns mit theologischen Fragen. In unseren selbst gezimmerten Regalen standen Bücher der christlichen und der fernöstlichen Religionen, aber wir hatten kein, an irgendeiner Kirche orientiertes Bekenntnis, auf das wir uns geeinigt hätten. Wir waren ohne Guru und ohne Hierarchie.
Wovon wir lebten:
Die einzigen regelmäßigen Einkünfte bestanden aus den relativ niedrigen Studiengeldern der vier Gruppenmitglieder, die in der nahen Uni Eichstätt Pädagogik studierten. Alles andere musste aus dem Erlös von Konzerten, Funk- und Fernsehproduktionen und Gelegenheitsjobs bestritten werden, da wir ja – mit Ausnahme des Studiums - bewusst auf die Ausübung „bürgerlicher Berufe“ verzichtet hatten, um alle Energien uneingeschränkt auf die Arbeit in der Gruppe zu konzentrieren. Immer verwaltete einer von uns die gemeinsame Kasse, unterbreitete der Gruppe die jeweilige finanzielle Situation, Einnahmen und Belastungen, und gemeinsam suchten wir, Probleme zu lösen. Das konnte freilich nicht nur im Gespräch geschehen, sondern im Einsatz eines jeden einzelnen. Niemand war zum jobben gezwungen, niemand musste Geld verdienen. Aber wer sich eben dieser Freiheit bewusst und sich darüber klar wurde, dass Geld nicht um des Geldes willen notwendig war, sondern der Lebensmittel wegen, der Transportmittel usw., dem war es auch keine unangenehme Pflicht, etwas dafür zu tun und seinen Beitrag zu leisten.
Dieser Einsatz für die Gruppe konnte sehr verschieden sein: bitte in Albert Schmidts Buch „Die andere Wirklichkeit“ weiterlesen, auf S. 42
Unsere Nahrung:
Neben ganz normaler Kost, wie sie jeder aus dem Elternhaus kannte, orientierten wir uns an gesunder Ernährung: Wir probierten die makrobiotische Küche, also vollwertiges selbstgemahlenes Getreide, viel Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse oder Obst, ebenso wie den „Biologisch-Dynamischen Anbau“ im eigenen Schlösselgarten.
Unser Leben:
…ja, darüber gibt es 17 verschiedene Ansichten und Aussagen, und vielleicht wird darüber auch noch mehr zu berichten sein. Jedenfalls war es für jedes einzelne Mitglied der Kommune ein überaus wichtiger Lebensabschnitt, gemeinsam auf die Reise zu gehen und den Traum, soweit es ging, zu leben, und für alle Freundinnen und Freunde und an eigenwilligen Lebensformen interessierten ein spannendes soziales Experiment…
Erfolg und Krise:
Die neuen Erfahrungen, die wir im Zusammenleben miteinander machten, veränderten uns. …sie fanden ihren Niederschlag in unserer Musik, in den Texten, die wir schrieben und in dem, was in der Presse, in den Massenmedien überhaupt, über uns berichtet wurde. Das Interesse der breiten Öffentlichkeit wuchs. Man wollte mehr wissen über unsere Musik, über unsere Art zu leben… Mitten im Erfolg begann die Krise. Nur selten ist es überhaupt an die Öffentlichkeit gelangt, was sich im letzten Jahr unseres Zusammenlebens an geistiger Auseinandersetzung abgespielt hat. Und doch war es vielleicht das wichtigste Jahr, die Bewährungsprobe für jeden einzelnen, die einen nach dem anderen wieder auf seinen eigenen Weg schickte.
Trennung:
Trennung war das Stichwort für die letzten Monate der LORD’S FAMILY. Dem Abschied ging immer eine Entscheidung voraus, ein Scheiden der Geister… Aus der einen Family sind viele Familien geworden.
Wer mehr wissen will:
Der Betreiber dieser Internetseiten hat versucht, das Phänomen „Lord’s Family“ in einer heute angemessenen Weise darzustellen. Im Laufe der Zeit könnte das Bild noch verfeinert werden.
Wer aber jetzt mehr wissen möchte, dem seien die beiden Bücher „die andere wirklichkeit“ von Albert Schmidt (aus dem viele Passagen auf dieser Seite zitiert sind) und „Mädchen, Mystik und Musik und meine Metanoia“ von Sepp Kuffer, den Film „Lord’s Family – eine vergessene Musikkommune im Altmühltal“, gedreht von Alfons Schmid und verschiedenen TV-Sendern und von Sepp Kuffer zusammengestellt und die Rundfunksendung „Die andere Wirklichkeit - Das schöne Scheitern der Lord‘s Family“ von Wolf Gaudlitz empfohlen. Auf den Homepages von Sepp Kuffer und Georg Frisch kann man über Lord's Family lesen. Natürlich kann man sich jederzeit gerne auch an den Herausgeber dieses Internetauftritts Georg Frisch wenden: